HLA-System

Syn.: Abk. für Human-Leukocyte-Antigen-System

Etymol.: engl.

Fach: Immunologie, Genetik

Abbildung

Oberflächenantigene (Histokompatibilitätsantigene), die u.a. auf weißen Blutkörperchen vorhanden sind u. ein für die Immunabwehr wichtiges Regulationssystem des Organismus darstellen. Es wird beim Menschen repräsentiert durch zentromernahe, im kurzen Arm (p) des Chromosoms 6 gelegene allele Gene, die als major histocompatibility complex bzw. -system (MHC bzw. MHS) bezeichnet werden. In der Nähe dieses Komplexes finden sich als genetische Marker die Gene für die Phosphoglucomutase 3 u. Glyoxalase (PGM3 bzw. GLO; s.a. Abb). Klassifik.: Nach Lage ihres Gen-Locus werden die Gene in drei funktionelle Klassen eingeteilt: Klasse I mit den Loci HLA-A, -B u. -C, Klasse II v.a. mit HLA-D, DR, DQ, (DO, DN,) DP. Die Gene dieser beiden Klassen, der Haupthistokompatibilitätskomplex, werden ergänzt durch eine dritte Klasse, die in der Immunregion (I-Region) des Chromosoms nahe dem HLA-D-Locus gelegen ist u. die Komplementgene C2, C4 u. Bf enthält. Vorkommen: Genprodukte (Zellmembranantigene) von A, B u. C finden sich in Zellmembranen fast aller kernhaltigen Körperzellen, in höchster Konzentration auf Lymphozyten u. Makrophagen. Von D/DR kodierte Antigene werden dagegen nur in B-Zellen, in aktivierten T-Zellen, in Makrophagen, Endothelzellen, Langerhans-Zellen der Epidermis u. Spermatozyten gefunden. Die Produkte der Klasse III sind Serumproteine. Funktion: Die Genprodukte des MHC sind wichtig für die Aktivierung der Immunantwort, die der Genklasse III für die Komplementaktivierung. Klin. Relevanz: Es besteht eine Assoziation zwischen bestimmten Allelen einzelner Loci des HLA-Systems u. bestimmten Krankheiten, z.B. erworbene Agammaglobulinämie (Mangel an T-Helfer-Zellen); Sarkoidose, Sklerodermie, Sjögren-Syndrom (übermäßige Aktivierung von T-Helfer-Zellen); „Graft-versus-Host-Reaktion“ (Aktivierung von T-Helfer-Zellen u. Fehlen von T-Suppressor-Zellen); Lupus erythematodes, multiple Sklerose, rheumatoide Arthritis etc. (Fehlen von T-Suppressor-Zellen); seronegative Spondylarthropathien (Bechterew-Krankheit, Reiter-Syndrom, Arthritis nach Yersinia-, Shigella- u. Salmonella-Infektionen: Kreuzreaktivität zwischen Klebsiellen u. HLA-B27); Dermatitis herpetiformis, Zöliakie, Addison- u. Basedow-Krankheit, Myasthenia gravis u. Typ 1 des Diabetes mellitus (HLA-DR-3-assoziierte Autoimmunopathien). Diagn. Relevanz: Vor Transplantationen wird eine Gewebetypisierung durchgeführt, um eine HLA-Inkompatibilität auszuschließen, die zu Abstoßungsreaktionen führen kann. Das System hat serol. Bedeutung auch für Vaterschaftsgutachten.

Verwandte Themen:

Alloantigen; Antigenmuster; Autoimmunkrankheit; DR; Dr-Antigene; Gewebetypisierung; Gewebsantigen; H; Histokompatibilitätsantigene; HLA-Locus; Immunreaktion 2); Ir-Gene; Isoantigen; Isoantikörper 4); Knochenmarktransplantation; LD-Antigene; Leukozytenantigene; Lymphozytenkultur, gemischte; Lymphozytentoxizitätstest; major histocompatibility complex; Marker; MHC; MHS; Nierentransplantation; Terasaki-Test; Thrombozytenantigene; tissue matching; Transplantatabstoßung; Unverträglichkeit 2); Vaterschaftsausschluss; Zytotoxizitätstest

© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.