Niere

Syn.: Ren; Nephros

kidney

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paarige, bohnenförmiges, etwa 160 g schweres, retroperitoneal im Nierenlager gelegenes, vorwiegend exkretor. Organ. Ist Teil des Urogenitaltraktes. Die N. scheidet im Dienste der Konstanthaltung von Volumen u. Zusammensetzung der extrazellulären Flüssigkeit einen – bedarfsweise modifizierten – Endharn aus u. ist beteiligt an der Regulation von Blutdruck u. Säure-Basen-Haushalt (s. Abb.). Größe u. Lage: Länge 10–12 cm, Breite 5–6 cm, Dicke 4 cm. Die N. liegen beidseitig neben der Wirbelsäule auf dem Musculus psoas. Die linke N. liegt etwa in Höhe des zwölften Brustwirbels bis dritten Lendenwirbels, die rechte ca. 4 cm tiefer. Umhüllt von der Nierenkapsel, welche aus der der Nierenrinde fest anliegenden fibrösen Kapsel (Capsula fibrosa renis) u. der Nierenfettkapsel (Capsula adiposa) besteht, welche ihrerseits von einem Fasziensack (Fascia renis) umschlossen ist. Struktur: Die N. gliedert sich in einen Markbereich (Medulla renalis) mit Markstrahlen u. Nierenpyramiden (mit hilumwärts gerichteter, in den Nierenkelch des Nierenbeckens mündender Spitze u. zur Kapsel zeigender Basis) u. einen Rindenbereich (Cortex renalis) mit Bertin-Säulen (Columnae renales) u. Rindenlabyrinth (zwischen den Markstrahlen). Die Mikrostruktur besteht aus Nierenkörperchen, Bowman-Kapsel u. Tubulussystem. Versorgung: Die Blutversorgung erfolgt durch Arteria renalis u. Vena renalis, beträgt beim Menschen 1700 l pro Tag u. bleibt auch bei Änderungen des Blutdrucks im großen Kreislauf zwischen 10,6 u. 26,6 kPa (80–200 mmHg) konstant. Diese Autoregulation beruht auf der Anpassung der Arteriolenweiten der kortikalen Nephrone an den Blutdruck. Als Ursache werden ein druckabhängiger Tonus der Vasa afferentia sowie eine durchblutungsabhängige Reninproduktion u. entsprechende Angiotensineinwirkung auf die kortikalen Arteriolen diskutiert. Die juxtamedullären Nephrone und ihre Vasa recta weisen keine Autoregulation auf, die Markdurchblutung steigt bei erhöhtem Blutdruck an. Sie beträgt normalerweise weniger als 10% der gesamten Nierendurchblutung. Die nervale Versorgung erfolgt mit Vasomotoren sowie mit erregenden u. hemmenden sekretorischen Nerven aus dem vegetativen Nervensystem. Die parasympathischen Fasern verlaufen durch den N. vagus, die sympathischen durch den N. splanchnicus. Das Zentrum der Vasomotoren für die Nierentätigkeit liegt am Boden des vierten Gehirnventrikels; dessen Verletzung führt zur Erweiterung der Nierenarterien mit Anstieg von Durchblutung u. Druck in den Glomeruli u. damit zu Polyurie u. vermehrter Kochsalz-Ausscheidung (evtl. mit Protein- u. Hämaturie). Funktion: Die N. sind lebenswichtige Organe. Sie sichern die konstante Zusammensetzung der Körpersäfte, indem sie Endprodukte des Stoffwechsels u. körperfremde Stoffe mit dem Harn ausscheiden u. je nach den Erfordernissen des Organismus Menge, Zusammensetzung, osmotischen Druck u. pH des Harns einstellen. Die Nierenfunktion wird durch nervale u. humorale Mechanismen gesteuert. Das antidiuretische Hormon des Hypophysenhinterlappens steuert die Wasserretention, die Mineralocorticoide der Nebennierenrinde beeinflussen den Kationenaustausch, insbesondere die Natriumionen-Reabsorption. Vom juxtaglomerulären Apparat der N. wird die Protease Renin gebildet. Diese beeinflusst über das Angiotensinsystem die glomeruläre Durchblutung, steuert die Aldosteronsekretion u. hat Bedeutung für die Blutdruckregulation des Organismus. In den N. wird Erythropoetin gebildet (Erythropoese). Unter azidotischen Bedingungen erwirbt die N. die Fähigkeit zur Glukoneogenese aus Glutamin (Bereitstellung von Glukose als Energielieferant bei längerem Hunger). Frei werdende Ammoniak-Moleküle dienen als Vehikel zur Ausscheidung von Wasserstoff-Ionen (Kompensationsmechanismen im Säure-Basen-Haushalt). – anat s.a. Ren; patho s.a. Nephr..., Nephro...

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© Urban & Fischer 2003 – Roche Lexikon Medizin, 5. Aufl.